Ebenfalls im Rahmen der Mitgliederversammlung am 18.11.2022 in Leipzig zeichnete die GHA
Andreas Graf von Luckner mit dem Ehrenlehrpreis der Gesellschaft für Hochschullehre in der
Allgemeinmedizin (GHA) aus und ernannte ihn außerdem zum Ehrenvorsitzenden.
Andreas Luckner ist schon so lange mit der Medizin verhaftet, dass er vor mehr als 50 Jahren
nach der alten „Bestallungsordnung“ studiert hat und damit auch noch die Medizinalassistentenzeit durchlaufen musste. Die ersten auffindbaren Quellen über seine Lehrtätigkeit stammen aus dem Frühsommer 1992. Zu diesem Zeitpunkt vor 30 Jahren erfolgte an der Medizinischen Fakultät in Freiburg
die Ausschreibung von Lehraufträgen für das Fach Allgemeinmedizin. Es ging um die Nachfolge von Prof. Schrömbgens, es gab viele Bewerber und nur 10 durften im Hörsaal Innere Medizin vor der Berufungskommission „vorsingen“. Andreas Luckner fiel damals mit einem Vortragsthema zur ophthalmologischen Grundversorgung unter den besonderen Bedingungen, die er während seiner Zeit in Simbabwe erlebt hatte, auf. Der damalige Ordinarius für Augenheilkunde, eilte herbei, um zu hören, was so ein Allgemeinmediziner darunter versteht. Andreas Luckner wurde aus den vielen Bewerbern gemeinsam mit 3 anderen Kollegen (Peter Schröder, Carl Napp und Wilhelm Niebling) ausgewählt und an die Seite von Volker Ziegler, dem damaligen Leiter des Lehrbereiches Allgemeinmedizin, gestellt.
Andreas Luckner konnte Kolleginnen und Kollegen durch seine unkonventionelle und unprätentiöse Art beeindrucken, er war und ist kooperativ, kreativ, konstruktiv und vor allem Neuem stets aufgeschlossen. Mit seiner Unterstützung wurden in Freiburg ab 1992 Seminare, Unterricht in kleinen Gruppen, Patientenvorstellungen und vieles mehr auf die Beine gestellt.
So auch der Unterricht im Blockpraktikum, die Seminare im Fach Allgemeinmedizin und er war
gemeinsam mit Johanna Mäder und Klaus Böhme Mitentwickler eines neuen Unterrichtsformates, genannt PPI (PatientenProbleme Interaktiv). Für die Lehrforschungsarbeit zum Thema „PPI – PatientenProbleme Interaktiv“ haben er und 7 weitere Kolleginnen des Lehrbereiches Allgemeinmedizin in Freiburg im Jahr 2016 den 2. Preis im Rahmen des Deutschen Forschungspreises für Allgemeinmedizin der Dr. Lothar- Beyer-Stiftung erhalten. Auch im sogenannten AmiS-Projekt konnte er sich von 2013 bis 2014 bei der Erstellung und Erprobung eines Lehrkonzeptes zur „Verbesserung der Sichtbarkeit der Allgemeinmedizin im Medizinstudium“ in Freiburg mit seinen Ideen einbringen. Im Bereich der Lehre kamen noch die Untersuchungskurse und die Famulaturreifeprüfungen im Rahmen des sogenannten Portfolioprojektes dazu, sowie die Untersuchungskurse für die Studierenden der Pflegewissenschaft. Ganz nebenbei beteiligte er sich an der Re-Zertifizierung der über 100 Blockpraktikumspraxen als Didaktiktrainer und brachte zusammen mit Kolleginnen aus Freiburg, Göttingen, Bochum und Greifswald die 1. Summerschool in Freiburg an den Start, die Vorreiterveranstaltung für die jährlich stattfindende bundesweite Summerschool der DEGAM sowie die „Schwarzwälder Winterschool“, die regelmäßig für Studierende im Februar in Hinterzarten angeboten wird.
Von 2018 bis 2020 leistete Andreas Luckner auch im Kompetenzzentrum Weiterbildung
Baden-Württemberg für den Standort Freiburg wichtige Arbeit, vor allem bei der Entwicklung
und Implementierung eines fachlichen Mentoring-Programms für ÄiW´s, bei der Aus- und
Fortbildung von fachärztlichen Mentorinnen sowie bei der Durchführung von Einzel- und Gruppenmentoringveranstaltungen oder von Train-the-Trainer-Veranstaltungen für Weiterbildungsbefugte. Ob er es mit Studierenden, Kolleginnen, Weiterbildungsbefugten oder Ärzt*innen in Weiterbildung zu tun hatte, er zeigte immer eins – nämlich allen gegenüber Augenhöhe. Zu den momentan letzten Projekten in Freiburg gehörten die Konzeption und Umsetzung von didaktischen Schulungen für alle allgemeinärztlichen Mentorinnen im Projekt „Südbaden Life“, die fachärztliche Beurteilung von inhaltlichen Maßnahmen zur Stärkung der landärztlichen Tätigkeit sowie die Konzeption und Umsetzung des Teilprojektes „Forum First Five“ und die Etablierung des „Netzwerkes zugewanderter Ärztinnen“.
Vor dem Hintergrund dieses umfangreichen Portfolios kann Andreas Luckner mit Stolz auf
seine 30-jährige herausragende Arbeit in der Lehre am Standort Freiburg zurückblicken.
Nach der Übergabe des Ehrenlehrpreises wurde Andreas Luckner von der
Mitgliederversammlung der GHA zum Ehrenvorsitzenden der GHA ernannt.
Seine Aktivitäten in der ehemaligen Vereinigung der Hochschullehrer und Lehrbeauftragten in
der Allgemeinmedizin (VHLA), der Vorläuferin der GHA, gehen ebenfalls 30 Jahre zurück. Seit 1992 ist Andreas Luckner Mitglied der VHLA und späteren GHA. 2001 wurde er als Beisitzer in den Vorstand der VHLA – noch unter Waltraud Kruse – gewählt und blieb bis 2021 im Vorstand der GHA (Gesellschaft der Hochschullehrer für Allgemeinmedizin), auch unter Wilhelm Niebling. Von 2009 bis 2013 konnte er sich als 2. Vorsitzender an der Seite von Wilhelm Niebling noch stärker in die Gesellschaft einbringen, um schließlich von 2013 bis 2017 die Nachfolge von Wilhelm Niebling anzutreten und für die nächsten vier Jahre den Vorsitz der GHA zu übernehmen. Nachdem Andreas Luckner sich 2017 entschieden hatte, den Vorsitz der GHA nach 4 Jahren Amtszeit weiterzugeben, war er doch noch weiterhin im Vorstand als
Beisitzer äußerst aktiv. Seine 20-jährigen Erfahrungen in der Arbeit für die GHA konnte er so weiter in den damals neu gewählten Vorstand einbringen.
Autorin: Wilhelm Niebling, Irmgard Streitlein-Böhme